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Die Montessori-Pädagogik

Die Montessori-Pädagogik wurde von der italienischen Ärztin und Pädagogin Maria Montessori entwickelt, die Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts lebte. Sie arbeitete in einem Kinderheim für geistig behinderte Kinder und entwickelte spezielle Methoden und Materialien, um den Kindern eine bessere Bildung zu ermöglichen. Die von ihr entwickelten Materialien waren auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt und sollten sie dazu anregen, ihre eigene Bildung und Entwicklung in die Hand zu nehmen. Die Montessori-Pädagogik verbreitete sich schnell in Europa und Amerika und wird auch heute noch von vielen Menschen als alternative Erziehungsmethode für Kinder angesehen. (vgl. Fuchs, B. 2002)



Grundlagen und Prinzipien

Die Montessoripädagogik basiert auf der Idee, dass Kinder von Natur aus neugierig und lernwillig sind und am besten lernen, wenn sie ihre Umgebung selbstständig erkunden und entdecken können. Maria Montessori beobachtete 1907 in einem römischen Kindergarten ein kleines Mädchen, das sehr konzentriert mit einem Set von Materialien arbeitete und sich von nichts ablenken ließ. Dieses Phänomen, bei dem das Kind aus eigenem Antrieb und aus eigenem Interesse lernt, und nicht ablenken lies nannte Montessori den "absorbierenden Geist" und „Polarisation der Aufmerksamkeit“. In ihren späteren Forschungen konnte Montessori belegen, dass Kinder in einem solchen Zustand der Konzentration und des "absorbierenden Geistes" tiefgehendes Verständnis und Wissen erwerben können. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung einer pädagogischen Methode, die darauf abzielt, die Bedingungen zu schaffen, unter denen Kinder ihre Umgebung selbstständig und eigenmotiviert erkunden und lernen können. (vgl. Grell, F., 2021) Die Montessoripädagogik basiert auf mehreren Theorien und Prinzipien, die sich aus der Beobachtung von Kindern und ihrer Entwicklung ergeben. Eine zentrale Theorie ist die Idee des "Absorbierten Geistes", wonach Kinder in den ersten Lebensjahren besonders empfänglich für Lernprozesse sind und Informationen aus ihrer Umgebung wie ein Schwamm aufsaugen können. (vgl. Fuchs, 2002) Eine weitere wichtige Theorie ist die Idee der "Sensiblen Phasen", wonach Kinder in bestimmten Entwicklungsphasen besonders empfindsam für bestimmte Reize sind und diese intensiver wahrnehmen und lernen als zu anderen Zeiten. (Vgl. Schumacher, E. 2016)

Phase

Bedürfnisse und Entwicklungsergebnisse

Frühe Kindheit: Geburt bis 6 Jahre 0-3J.: geistiger Embryo, unbewusster Schöpfer, unbewusstes Arbeiten3- 6 J.: bewusster Arbeiter

OrdnungExploration der Umwelt (oral, manuell)Sprache

Bewegung

Gemeinschaft

(Baumeister A. E. E., Rindermann H. 2021)

 

Die "Vorbereitete Umgebung“ ist ein weiteres wichtiges Prinzip der Montessoripädagogik, das besagt, dass die Umgebung und das Material, mit dem Kinder arbeiten, sorgfältig gestaltet sein müssen, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und ihre Entwicklung zu unterstützen. (vgl. Schuhmann, E. 2016) In diesem Zusammenhang lässt sich auch noch mal Montessoris Idee der naturgemäßen Erziehung erläutern, diese basiert auf der Annahme, dass Kinder von Natur aus lernbereit sind und dass ihre Umgebung und ihr Material so gestaltet, sein sollten, dass sie ihre natürliche Neugier und ihren Wissensdurst befriedigen können. (vgl. Fuchs, B., 2002)

Desweitern gibt es die Theorie der Polarisation der Aufmerksamkeit: Diese Theorie besagt, dass Kinder, wenn sie sich für eine bestimmte Tätigkeit begeistern, eine tiefe Konzentration entwickeln und dadurch besonders effektiv lernen. (vgl. Schumacher E., 2016)


Umsetzung in der Kita

In Deutschland gibt es mehr als 600 Kindertagesstätten, die Montessoripädagogik anbieten. Auf globaler Ebene existieren 22.000 Montessori-Kindergärten und -Schulen. Die Montessoripädagogik hat sich fest in der deutschen Kindergartenlandschaft etabliert. (vgl. Baumeister A. E. E., Rindermann H. 2021) Maria Montessori sah vor, dass Gruppen von 30-40 Kindern gebildet werden sollten, wobei jede Gruppe aus mindestens 3 verschiedenen Altersjahrgängen bestehen sollte, normalerweise im Alter von 3-6 Jahren. Diese Gruppen werden räumlich nicht vollständig voneinander getrennt, sondern durch kindergerechte Schränke abgegrenzt, so dass die Kinder miteinander in Kontakt treten können. Insbesondere sollten die jüngeren Kinder von den älteren Kindern lernen können und die älteren Kinder sollten die Möglichkeit haben, zu Aufgaben zurückzukehren, die sie sicher bewältigen können. (vgl. Hedderich, I., 2011) Die Gruppengrößen und Alterszusammensetzungen können heutzutage jedoch nach Einrichtung und Land variieren und sind nicht überall gleich. Auch die räumliche Gestaltung der Gruppen kann unterschiedlich sein. In einigen Einrichtungen gibt es separate Räume für jede Altersgruppe, während andere Einrichtungen offene Räume mit Bereichen für verschiedene Aktivitäten und Altersgruppen haben. (vgl. Baumeister A. E. E., Rindermann H. 2021) Das Kinderhaus muss bestimmte Kriterien erfüllen, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Es soll ästhetisch gestaltet sein, um die Konzentration der Kinder anzuregen. Die Umgebung soll keine "kindersichere" Zone sein, sondern dem Kind erlauben, "ungeschickte Erfahrungen" mit Gegenständen zu machen. Die Räumlichkeiten und die Anordnung der Gegenstände sollten eine klare und einsichtige Grundstruktur aufweisen, um Ordnung zu schaffen. Die Möbel und Gegenstände sollten kindgerecht sein und es jedem Kind ermöglichen, sich selbstständig im Raum zu bewegen. Das Material in der Umgebung muss für die Kinder anziehend und herausfordernd sein, um ihre Selbstständigkeit und Kreativität zu fördern. (vgl. Hedderich, I., 2011)

Die Erzieherinnen und Erzieher nehmen in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle ein und sollen als Teil der vorbereiteten Umgebung gesehen werden. Sie sollen als Beobachter/in und Wissenschaftler/in agieren und über umfassende entwicklungspsychologische Kenntnisse verfügen, um die sensible Phase der Kinder zu beobachten und entsprechend passende Lernumgebungen zu gestalten. Dieser pädagogische Ansatz basiert auf Kriterien wie Ästhetik, Fehlerkontrolle, Ordnung, Selbstständigkeit und Aufforderungscharakter der Materialien. Zusammengefasst geht es in der Montessori-Pädagogik also darum, die Umgebung so zu gestalten, dass Kinder in ihrer Entwicklung optimal gefördert werden können. (vgl. Schumacher E., 2016)


Bedeutung für die soziale Entwicklung des Kindes

In der Montessori-Pädagogik wird großen Wert auf die soziale Entwicklung des Kindes gelegt. Das bedeutet, dass Kinder ermutigt werden, in einer Umgebung zu arbeiten, die auf Zusammenarbeit, Verantwortung und Respekt basiert. Die Kinder lernen, mit anderen Kindern zu interagieren, Konflikte zu lösen und Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Dabei spielen auch Fähigkeiten wie Empathie, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft eine wichtige Rolle. Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen und sich um ihre Mitmenschen zu kümmern. Beispiele hier wären den Tisch für alle zu decken, um Entschuldigung bitten zu können, achtsam sein und sehen, wer Hilfe braucht oder um etwas bitten und sich bedanken (Schumacher E., 2016) Gleichzeitig wird die Unabhängigkeit und das Selbstbewusstsein gefördert, indem Kinder ermutigt werden, selbstständig zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Das Motto "Hilf mir es selbst zu tun" ist dabei ein wichtiger Leitsatz. (vgl. Hedderich, I., 2011) (vgl. Schumacher E., 2016)

 
 
 

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