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Wie kinder in der Kita eingewöhnt werden

Aktualisiert: 30. Dez. 2024

Berliner Eingewöhnungs-Modell

Das klassische Eingewöhnungsmodell in Kinderkrippen ist das INFANS- Modell auch bekannt als Berliner Modell. (vgl. Suess G. J., 2009) Grundlage des Eingewöhnungsmodelles beruht auf die Bindungstheorien nach Bowlby. (vgl. Götz, S. 2021). Das Modell kann im Grunde in vier Phasen unterteilt werden:


  • Die Beobachtung und Kontaktphase

  • die Kooperationsphase,

  • die Phase der Akzepttanz,

  • die Gewöhnungsphase.


Dabei spielen jedoch oft auch die Individualität, die Bedürfnisse und Wünsche des Kindes und seines miteingewöhnen Elternteils ein Entscheiden Rolle. So sollten Eltern und Kind Vertrauen zu der Einrichtung und der eingewöhnenden pädagogischen Fachkraft haben und sich genug Zeit einplanen, um das Kind nicht zu hetzen. Auch das Alter des Eingewöhnungskindes ist von Bedeutung, denn während Kinder im Alter von acht Wochen bis zum dritten Monat zeitlich leicht einzugewöhnen sind, sind Kinder im Alter vom vierten bis zwölften Monat und darüber hinaus schwere einzugewöhnen. Der Grund für diese Phänomen, liegt im bindungstheoretischen Hintergrund, denn in den ersten Lebensmonaten unterscheidet ein Kind noch wenig zwischen den (Bezugs)Personen. Doch ab den vierten bis zwölften Monat entwickelt sich die Bindung des Kindes rasant und intensiv, so dass auch im späteren Alter die Trennungen sehr verletzlich ausfallen können.




Die Beobachtung und Kontaktphase

In die erste Phase ist die Beobachtung und Kontaktphase. Die pädagogische Fachkraft fungiert als Kontaktperson und zeigt dem Kind und Elternteil die Einrichtung, gibt Auskunft und erklärt den Tagesablauf. Das Elternteil und Kind bleiben meist in der Phase nur eine Stunde in der Einrichtung, da die hohe Menge der neuen Eindrücke für das Kind anstrengend und erschöpfend sind. In dieser Phase besteht, außerdem die Chance das Vertrauen zwischen pädagogische Fachkraft und Elternteils, entstehen zu lassen, so das dem Kind ebenso vertrauen und Sicherheit suggeriert wird. In der Regel dauert dies Phase drei Tage, endet jedoch erst wenn das Kind Kontakt zur pädagogischen Fachkraft sucht und aufgenommen hat, ist dieser Fall eingetreten geht es in die Kooperationsphase.


die Kooperationsphase

In dieser Phase erlebt das Kind den Tagesablauf zusammen mit Elternteil und der eingewöhnenden pädagogischen Fachkraft, dabei übernimmt die pädagogische Fachkraft zusammen mit dem Elternteil die Betreuungsaufgaben fürs Kind. Wenn nun das Kind die pädagogische Fachkraft akzeptiert hat, geht es zur ersten Trennung. So verabschiedet sich das Elternteil vom Kind, bleibt jedoch in der Nähe, falls sich das Eingewöhnungskind nicht von der pädagogischen Fachkraft trösten lässt. Nach einer halben Stunde oder nach kurzer Zeit des erfolgslosen Tröstens kommt das Elternteil zurück. Es folgt an diesem Tag keine zweite Trennung, so kann das Kind Vertrauen auf die Rücker des Elternteils erhalten. In den nächsten Tagen wiederholt sich der Vorgang.


Phase der Akzepttanz

In der Phase der Akzepttanz zieht sich das Elternteil zurück und überlässt die Betreuung und Versorgung der Bedürfnisse des Kindes, der pädagogischen Fachkraft. Das Elternteil nimmt somit die Rolle eines Beobachters ein. Außerdem werden die Trennungen zwischen Kind und Elternteil nun immer regelmäßiger und zeitlich von Tag zu Tag intensiviert.


Die Gewöhnungsphase

In der Gewöhnungsphase hat das Kind die pädagogische Fachkraft als eine neue Bezugsperson integriert. Das Elternteil verweilt nun nicht mehr in der Einrichtung und übergibt das Kind der neuen Bezugsperson. Jedoch bleibt das Elternteil erreichbar, falls es Komplikationen gibt und das Kind abgeholt werden soll. Auch die anderen Pädagogen/innen übernehmen, in dieser Phase, langsam die Betreuung des neuen Kindes, dennoch brauch dies eine stabile Beziehungsgrundlage zwischen Bezugspädagogen/in und Kind, um dies auch zu ermöglichen. (vgl. Suess G. J., 2009)

 


Das alternative Eingewöhnungsmodell: das Münchner Eingewöhnungsmodell

Das alternative Eingewöhnungsmodell zum Berliner Modell, ist oft das Münchner Eingewöhnungsmodell. Dieses wird auch in Eingewöhnungsphasen unterteil und beruht ebenso auf Bindungstheorien nach Bowlby. Doch liegt hier der Fokus mehr auf die Individualität des Kindes. So werden Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnes Eingewöhnungskindes betrachtet und gewahrt.

Ziel des Modelles ist es, das sich das Kind selbst eingewöhnt und nicht eingewöhnt wird. Es nimmt somit die aktive Rolle der Eingewöhnung ein. Dies hat jedoch zu Folge, dass die Eingewöhnung meist Zeitintensiver ist.

Das Münchner Eingewöhnungsmodell wird in folgenden Eingewöhnungsphasen unterteilt:




  • Vorbereitungsphase,

  • Kennenlernphase,

  • Sicherheitsphase,

  • Vertrauensphase,

  • Reflexionsphase/Auswertungsphase.

 

Vorbereitungsphase

In der Vorbereitungsphase tauschen sich Eltern und Erzieher/innen über das Eingewöhnungsmodell, über die pädagogische Einrichtung und über das zu eingewöhnen Kind, intensiv aus. So werden Eltern auf die Eingewöhnung und der pädagogischen Arbeit vorbereitet und die pädagogischen Fachkräfte erhalten erste Eindrücke vom Kind. In diesen Gesprächen werden auch die Individuellen Bedürfnisse des Kindes weitestgehend herausgearbeitet und fürs weiter Vorgehen berücksichtigt.


Kennenlernphase

In der Kennenlernphase besuchen das eingewöhnende Elternteil und dessen Kind für eine Woche die Einrichtung. Dabei bleibt das Kind mit seinem Elternteil nur so lange, wie es für das Kind auch stressbedingt möglich ist. Ziel in dieser Phase ist es, dass das Kind langsam vertrauen in seiner neuen Umgebung gewinnt und den Krippenalttag stressfrei kennenlernt.


Sicherheitsphase

In der zweiten Woche beginnt die Sicherheitsphase. In dieser Phase zieht sich das Elternteil nun immer mehr zurück und überlässt der pädagogischen Fachkraft nun mehr die Betreuungsaufgaben. Jedoch bleibt das Elternteil und fungiert eher als Beobachter/in, doch gibt es noch keine Trennung.


Vertrauensphase

In der dritten Woche beginnt die Vertrauensphase, das Kind sollte nun genug Vertrauen in die pädagogische Fachkraft und der Einrichtung gesammelt haben, um eine Trennung zwischen Elternteil und Kind zu ermöglichen. Dafür verlässt das Elternteil das Kind für 30-60 min. Jedoch anders als beim Berliner Modell, wird die Trennung auch bei erfolgslosem Trösten fortgesetzt. (Jedoch gibt es dort auch unterschiede, manche holen die Eltern trotzdem zurück) Wenn es keine Problematiken gab, werden auch die Zeiten Tag für Tag intensiviert, bis das Kind erfolgreich eingewöhnt ist.


Reflexionsphase/Auswertungsphase.

Die letzte Eingewöhnungsphase dient als Reflektion mit den Eltern über die Eingewöhnung. Dabei wird die gebrauchte Eingewöhnungszeit analysiert und ausgewertet. Die pädagogischen Fachkräfte können außerdem die Eltern beraten und unterstützen. Außerdem werden die Erkenntnisse aus diesem Gespräch schriftlich festgehalten. (vgl. Götz, S. 2021)



Literatur:

Götz, S. (2021, Januar 29). Eingewöhnung in der Krippe: Theorien für einen erfolgreichen Start. Krippenzeit. Retrivied von https://krippenzeit.de/eingewoehnung-in-der-krippe/, am 27.03.22 um 10:29 Uhr.


Erndt-Doll, E., Winner, A. (2009): Anfang gut? Alles besser! Ein Konzept für die Eingewöhnung in Kinderkrippen und anderen Tageseinrichtungen für Kinder. Berlin/Weimar: Verlag das netz.

 

Fein, G. G., (1996). Die Eingewöhnungen von Kleinkindern in der Tagesstätte. In W. Tietze, (Hrsg.), Früherziehung. Trends, international Forschungsergebnisse, Praxisorientierungen (S. 80-96). Neuwie, Kriftel, Berlin:Luchterhand


Suess G. J.(2009): Erziehung in Krippen, Kindergarten, Kinderzimmer. Stuttgart: Klett-Cotta.

 
 
 

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